Rosenkrieg bei den Beckers: Hilde auf Solo-Pfaden
Alice Hoffmann verhandelt mit RTL und WDR über
eigene Fernseh-Serie - Dudenhöffers Manager droht mit dem Anwalt
Von unserem Redaktionsmitglied
- CHRISTIAN LAUER -
Hornbrille, beiger Mantel, Mode von vorgestern. Nachdenklich räumt
die Frau auf dem Fernseh-Schirm Lebensmittel in den Kühlschrank. Zwischen
Butter, Wurst und Käse, die sie bedächtig einsortiert, parliert
sie auf Saarländisch: von ihrem Mann, der jetzt eine Neue habe. Und
von ihrem neuen Leben - hier, allein. "Sie kenne mich doch?" fragt sie
besorgt. Hilde Becker! Und die gibt es jetzt doppelt. Alice Hoffmann spielt
die verlassene Hilde, während Sabine Urig just am Abend davor die
erste Folge als "neue Hilde" an der Seite von Gerd Dudenhöffer absolviert
hat. Es knirscht gewaltig im Hause Becker. Alice Hoffmann will die "Hilde"
weiterentwickeln - in einer eigenen Serie. "RTL und der WDR haben starkes
Interesse daran", plaudert sie über die laufenden Verhandlungen.
Einen Vorgeschmack, wie es mit der Kult-Figur weitergehen könnte,
gibt Hoffmann heute abend bei Saar-TV (um 18.45 Uhr und 19.15 Uhr): Hilde
Becker, die eigentlich Hilde Renate Vanessa heißt, nimmt ihren Mädchennamen
wieder an und tauscht auch gleich den Vornahmen aus. Vor uns steht "em
Becker Heinz sei Ex": Vanessa Backes. Die steigt prompt - Höhepunkt
ihrer Verwandlung - auf den Küchentisch und legt einen heißen
Strip hin. Es soll sich was ändern - jetzt, wo der Heinz aus dem Haus
ist. Fernsehpläne? Eine eigene Serie? "Geh fott", würde der Becker
Heinz da abwinken. Denn sein Schöpfer, Gerd Dudenhöffer, ist
ganz anderer Meinung. "Wir haben unseren Anwalt eingeschaltet", sagt Fred
Handwerker, Manager des Kabarettisten. Dudenhöffer und Co. argumentieren:
"Es gibt keine geschiedene Hilde Becker. Die Rolle wurde mit einer anderen
Schauspielerin besetzt." Wenn "Frau Hoffmann" die Figur weiter benutze,
verletzte sie die Urheberrechte von Gerd Dudenhöffer.
Doch Alice Hoffmann will kämpfen. Gerhard Bungert, der die Texte
für die geplante Serie schreibe, habe seinerzeit die "Familie Heinz
Becker" mitentworfen. Wie die Spießbürger rund um den Heinz
entstanden sind, beschreibt Bungert in seinem Buch "Die Heiligen Kühe
der Saarländer". Zusammen mit Dudenhöffer und zwei weiteren Freunden
habe er sich 1980 in einer Kneipe im französischen Großblittersdorf
getroffen. Dort sei die Geburtsstunde der Kult-Familie gewesen. "S' Hilde"
sei sogar mit ihm, Bungert, verwandt: "Meine Tante aus Spiesen mußte
als Sprach-Modell für die ,wesentlich bessere Hälfte" des Becker
Heinz herhalten", schreibt er in dem 1996 erschienenen Buch - bisher unwidersprochen.
Rosenkrieg bei den Beckers also. Gut möglich, daß die saarländische
Familien-Saga bald nicht nur auf dem Fernseh-Schirm, sondern auch vor der
Richterbank in Serie geht.
Konkurrenz macht Alice Hoffmann ihrem "Ex" indes nicht nur als "Vanessa
Backes". Was Dudenhöffer besonders wurmen dürfte: Die Saarländerin
bekommt ab nächster Woche Dienstag direkt nach ihm einen prominenten
Sendeplatz im Ersten. Am 12. Mai läuft um 22.05 Uhr in der ARD die
neue Serie "Ein ehrenwertes Haus" - Comedy mit versteckter Kamera. "Wir
spielen eine chaotische Familie, die ahnungslose Leute in verrückte
Szenen hineinzieht", erklärt sie. Der herbeitelefonierte Klempner
etwa soll die Waschmaschine reparieren. Die Regie läßt das Wasser
strömen, und er - völlig durchnäßt - schlüpft
in den Bademantel des Ehegatten. Prompt steht der eifersüchtige Hausherr
in der Tür. "Urkomische Szenen sind das", lacht Alice Hoffmann. Zumindest
in dem Punkt kann Dudenhöffer beruhigt sein: In dieser Rolle gleicht
Alice Hoffmann der "Hilde" überhaupt nicht - sie spiele eine "esoterisch
angehauchte Nymphomanin", lacht sie. Konkurrieren werden beide aber wohl
um die Quote. Hoffmann ist überzeugt: "Dudenhöffers neue Hilde
wird nicht ankommen, so eine Rolle kann man nicht umbesetzen."
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