"Den Spieß umdrehen"
Gerhard Bungert: Ein Gutachter prüft jetzt die Ansprüche
Eigentlich ist es Comedy, die das Zwerchfell der Zuschauer zum fröhlichen
Zucken bringen soll. Inzwischen tummelt sich die "Familie Heinz Becker" nicht nur
auf Bildschirm und Bühne. Gerd Dudenhöffer hat gegen Gerhard Bungert einen
Urheberrechts-Streit angezettelt: Wem gehört der "Becker-Clan"? Wir
sprachen mit Bungert, der Beweise vorgelegt hat, die ihn als Mit-Schöpfer der
"Beckers" ausweisen sollen. Er glaubt, einen Etappensieg errungen zu haben.
SZ: Heinz Becker beschäftigt seit einigen Wochen die Juristen. Gerd
Dudenhöffer hat Ihnen eine Abmahnung geschickt. Was haben Sie seither unternommen?
Bungert: Ich habe diese Verzichtserklärung nicht unterschrieben. Für
diesen Fall wurde mir eine einstweilige Verfügung angedroht: Wenn ich noch einmal
sagen würde, ich hätte die Comedy-Figur Hilde Becker mitentwickelt, müsse
ich 50 000 Mark zahlen. Die Frist der Abmahnung ist vor 14 Tagen abgelaufen.
Die einstweilige Verfügung ist bisher nicht gekommen. Vermutlich kommt auch nichts
mehr: Denn Voraussetzung für eine einstweilige Verfügung ist eine Dringlichkeit.
Das ist, als ob ich jetzt die Feuerwehr anrufe und sage: Vor 14 Tagen hat's gebrannt.
Offenbar machen Dudenhöffer und seine Anwälte jetzt einen Rückzieher.
SZ: Wie wird es nun weitergehen?
Bungert:
Wenn Dudenhöffer gute Anwälte hat, dann sagen die ihm: Die Sachlage sieht
eher günstig für Bungert aus, mach mal zuerst nichts.
SZ: Und was werden Sie tun?
Bungert: Wir drehen den Spieß jetzt um. Jetzt werden wir Dudenhöffer
abmahnen. Dabei können wir übrigens seinen Wortlaut voll übernehmen - nur
umgekehrt, daß er nicht mehr behaupten darf, er sei alleiniger Urheber der
"Familie Heinz Becker".
SZ: Was hieße das konkret?
Bungert: Dudenhöffer bekäme zum Beispiel Probleme mit den Rundfunkanstalten, weil
man da Verträge unterschreiben muß, in denen steht, daß man alleiniger
Urheber ist und kein anderer Rechte an den Figuren hat.
SZ: Man könnte nun böswillig sagen, Dudenhöffer hat mit
der "Familie Heinz Becker" einen Riesen-Erfolg, und nun erinnert sich
Gerhard Bungert 20 Jahre später daran, daß da was zu holen ist.
Bungert: Ich habe lange keine Ansprüche angemeldet. Doch es gibt ja
den Spruch: Der Klügere gibt nach. Wenn man den aber konsequent fortdenkt,
heißt das, daß wir irgendwann nur noch von Vollidioten beherrscht werden,
weil die Klügeren immer nur nachgeben. Wenn Dudenhöffer mich jetzt über
Anwälte ohne ein vorheriges persönliches Gespräch dazu zwingen will,
etwas zu behaupten, was objektiv nicht stimmt, dann habe ich nur die Alternativen
Selbstverleugnung oder Gegenangriff. Also muß ich mich auf diese juristische
Ebene begeben und klären lassen, wie groß mein Anteil an dieser Geschichte
ist.
SZ: Das heißt, Sie hätten von sich aus nie etwas gemacht?
Bungert: Nein. Aber Dudenhöffer zwingt mich ja dazu. Die Alternative
zu meinen juristischen Schritten wäre gewesen, einen Betrag zwischen
10 000 und 20 000 Mark für Dudenhöffers Anwaltskosten zu zahlen
und etwas zu behaupten was nicht stimmt, nämlich daß ich nie was
mit der "Familie Heinz Becker" zu tun hatte.
SZ: Aber es geht neben der Frage der persönlichen Ehre auch um Geld.
Wenn ein Gericht festellen sollte, daß sie Mit-Urheber sind, müßte
Ihnen Dudenhöffer wohl eine hübsche Summe überweisen. Fürchten
Sie in diesem Fall nicht, daß die Leute doch sagen, dem Bungert ging's nur ums
Geld?
Bungert: Nein, ich bin in einer Situation, in der ich juristisch handeln
muß. Wichtig ist mir vor allem, daß am Ende bestätigt wird:
Gerhard Bungert hat die "Familie Heinz Becker" mitentwickelt.
SZ: Wie schätzen Sie Ihre Chancen ein?
Bungert: 100 Prozent sicher ist, daß ich an der Entstehung der
"Familie Heinz Becker" mitgewirkt habe. Das kann ich beweisen.
Die Frage, ob daraus Honorar-Ansprüche entstehen, ist eine andere.
Mein Anwalt hält das für sehr wahrscheinlich. Ein Gutachter
prüft dies zur Zeit für uns.
SZ: Sagen wir, ein Gericht spricht Ihnen einen Teil von Dudenhöffers
Honorar zu. Von welcher Summe reden wir denn?
Bungert: Die Summe wird wohl sechsstellig sein. Am liebsten wäre
mir aber, die Anwälte würden sich einigen. Ich schreibe lieber
Mundart-Sketche als eidesstattliche Erklärungen.
Das Gespräch führte CHRISTIAN LAUER.
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